Donnerstag, Dezember 08, 2005

Urlaub (Teil 2): Walls of Jerusalem

22.11./23.11. Walls of Jerusalem Tour (2 Tage)

Auf geht’s zu unserer ersten Wanderung: wir wollen zwei Tage um die Walls of Jerusalem marschieren. In unserem schlauen Tourenbuch wird die Tour als „easy“ eingestuft, also genau das Richtige, um sich an die Rucksäcke zu gewöhnen. Wobei das mit dem „easy“ selbst nach dem System im Buch nicht stimmt: ein Teil der Tour hat nämlich keinen vorgeschriebenen Weg, sondern man muss sich selber einen suchen, und damit wäre die Tour eigentlich „medium“. Aber egal, es ist wohl relativ simpel, den Weg zu finden. Schon erstaunlich, dass 15kg dann doch so schwer sind, wenn man sie auf dem Rücken hat. Und mit diesem Riesenrucksack fühle mich mich total unförmig, bin ja gespannt, wie das wird.

Wir steigen eine Stunde lang auf zur Trapper’s Hut, die früher mal als Basis für Trapper gedient hat, die da oben auf das Winterfell der Wallabies aus waren. Heute kann man da immer noch drin übernachten, aber erstens zieht’s da drin gewaltig und zweitens ist der Parkplatz abwärts weniger als eine Stunde entfernt und auch im Dunklen oder bei schlechtem Wetter gut zu erreichen. Die Hütte wird eher aus historischen Gründen erhalten:

Walls of Jerusalem Tour

An der Hütte haben wir den Großteil der Höhenmeter hinter uns, danach geht der Weg immer ein bisschen bergauf oder bergab – im Ganzen mehr bergauf, aber nicht viel. Durch lichten Eukalyptuswald, vorbei an vielen kleinen Teichen und durch Sumpf. Im Sumpf sehen wir dann auch zum ersten Mal „Cushion-Plants“, lustige leuchtend-grüne Mooskissen, die etwa 30 Jahre brauchen um so zu wachsen:

Walls of Jerusalem Tour

Das stachelige daneben ist übrigens auch durch lange Hosen noch stachelig... Achja, und natürlich der Boardwalk. Der Weg durch den Sumpf ist damit voll ausgebaut – sogar einen Campingplatz haben sie damit gebaut. Wir überlegen schon seit einiger Zeit, mal Mittagspause zu machen, aber immer, wenn wir das Wort laut sagen, fängt’s an zu Regnen. Bei besagtem Campingplatz überlegen wir kurz, ob wir da bleiben für die Nacht, aber es ist viel zu früh auf der Strecke, deswegen wollen wir nur für die Mittagspause bleiben. War ein Fehler, das laut zu sagen: es gab einen richtigen Wolkenbruch. Und nix zu essen. Auf dem weiteren Weg haben wir drüber nachgedacht, warum eigentlich gar keiner auf dem Luxus-Campingplatz ist, aber da Klettern an den Walls momentan verboten ist, ist der Platz wohl einfach für alle zu früh. Es lebe die Bürokratie, die hatten sicher einen tollen Grund, warum sie Unmengen an Geld für einen riesigen Campingplatz locker machen, den keiner nutzen kann/ will! Wir machen dann in einem kleinen Wäldchen etwas vom Regen geschützt doch noch Mittagspause, danach geht’s mit Mützen (und bei mir auch mit Handschuhen) weiter, weil der Wind doch recht kalt ist. Entlang der Walls geht’s vorbei am Lake Salome, ein kurzer Abstecher zum Lake Bethesda (bei dem Wetter irgendwie nicht so spannend, ein See halt...) und dann sehen wir auch schon unser Tagesziel: ein Pencil Pine Wäldchen. Diese Bäume gibt’s nur in Tasmanien und sie werden um die 1200 Jahre alt – offenes Feuer ist verboten, damit man sie nicht versehentlich abfackelt (was die Menschen natürlich nicht davon abhält, das trotzdem zu machen) – vor ein paar Jahren sind 2/3 des Waldes bei einem Feuer vernichtet worden. Hm, da ist doch schon ein Zelt? Und noch eins? Oh, ganz viele! Hm, naja. Sogar eine weitere Hut ist da, aber da sind sogar Schlafsäcke drin, obwohl sie noch windiger aussieht, als die erste.
Sehr zu unserer Freude verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt raus, wir stellen unser Zelt auf und besteigen noch den Mt Jerusalem. Der Blick zurück zu den Walls ist echt schön:

Walls of Jerusalem Tour

Beim Abendessen folgen wir der Sonne, weil es im Schatten saukalt ist, und fliehen vor der Kälte wieder recht früh ins Zelt. Das ist die erste Nacht in meinem Leben, wo ich vor lauter Frieren nicht geschlafen hab, draussen hat’s um die 0 Grad gehabt, und mein Schlafsack sollte zwar eigentlich bis in die Minusgrade funktionieren, aber das heisst dann wohl nicht, dass das Spaß macht. Weil die Nacht so kurz und kalt war, hab ich keine Lust, die Tour einen Tag zu verlängern und die Gipfel in der Gegend zu besteigen, also machen wir uns, wie ursprünglich geplant, auf den Rückweg. Die Bewohner der anderen Zelte war eine Gruppe Schüler aus den Blue Mountains, die noch ewig Cricket gespielt haben am Abend, keine Ahnung, wie sie das angestellt haben, bei den Temperaturen. Und die waren dann recht früh (gegen 6 Uhr) ohne Frühstück aufgebrochen... Naja, jedem das seine.

Vom Campsite aus geht’s durch ein sumpfiges Gebiet, wo eben kein Track ist – aber im Tourenführer findet sich der Hinweis, man soll lieber versuchen, etwas höher am Hang zu gehen, da der Sumpf echt nass ist. ;-) Naja, wir sehen das Ziel, einen See weiter unten, eh schon, ist nicht sooo schwer, da einen Weg zu finden. Die fiesen Wolken von gestern sind echt weg, und bei so viel Sonne macht das alles richtig Spaß. :-D Mir wird langsam auch wieder warm. Allerdings ist der Weg auf diesem Teil nicht mehr so luxuriös ausgebaut, wie gestern, und meine Schuhe sind danach doch eher matschig – ist halt Sumpf. ;-) Wir sehen jede Menge Mini-Frösche und dann sogar eine Schlange. Von wegen, das wär ein Glücksfall, wenn man mal eine sieht, weil die Viecher so scheu sind. Die kam extra für’s Fotoshooting noch näher:

Schlange

Aber wir haben dann doch lieber einen Bogen um sie gemacht, da alle Schlangen, die es in Tasmanien gibt, giftig sind. Nachmittags zogen dann wieder fiese Regenwolken auf, die aber nicht schnell genug waren: wir waren abends wieder am Auto. Und es ist nichtmal was geklaut worden (am Parkplatz war ein Schild, das gewarnt hat, dass hier geklaut wird.)! Irgendwie hab ich mir dann eine Dusche eingebildet – schon komisch. ;-) Deswegen sind wir zurück in die Zivilisation auf einen Campingplatz an einem Bach mit Dusche. Und Lagerfeuer direkt am Bachufer. :-D

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