Heimfahrt auf der Spirit of Tasmania (03.12./04.12.)
Wir haben ziemlich heftigen Wind, und die Spirit of Tasmania bietet eine recht nette Angriffsfläche: teilweise sieht man aus dem Fenster nur Himmel oder nur Wasser. Aber alles nicht so schlimm, eigentlich angenehmer, als die vielen kleineren Wellen auf der Hinfahrt. Jedenfalls ist schlechtes Wetter als wir Tasmanien verlassen - schade nur, dass der Urlaub schon vorbei ist. Wir haben in den zwei Wochen so viel gesehen und erlebt!
Als passendes Ende für den Urlaub kommen wir endlich mal "richtig" in Sydney an: per Schiff im Hafen. Das macht echt einen riesigen Unterschied!!! Wenn man am Flughafen landet, dann geht das immer alles ganz schnell, und ein Flughafen ist halt wie jeder andere auch. Man geht raus auf den Parkplatz, und ist halt irgendwie in der Stadt, im Verkehr. Wenn man mit dem Auto ankommt, steht man meistens im Stau, und so richtig angekommen ist man dann ja eh erst, wenn man das Auto in der Garage parkt und auslädt. Aber wenn man mit dem Schiff ankommt, dann kann man die Skyline von Sydney schon sehr lange sehen. Man fährt parallel zur Küste, sieht den Fernsehturm, die anderen Hochhäuser, den Flughafen. Kurz vor der Einfahrt in die Bucht sieht man die Harbourbridge kurz, und dann fährt man in den riesigen Port Jackson, abgegrenzt durch South und North Head. Und plötzlich sind da jede Menge anderer: Segler, Fähren, Motorboote... Man sieht Sydney und North Sydney aus verschiedenen Perspektiven, fährt vorbei an der Oper und unter der Harbour Bridge durch. Und wenn das Schiff dann in Darling Harbour anlegt, dann ist man zwar auch plötzlich mitten in der Stadt und mitten im Verkehr, aber eben doch irgendwie daheim angekommen.
In unserer Wohnung hat uns dann erstmal eine dicke Kakerlake im Wohnzimmer begrüßt *ieeeehhhh*, aber das hat irgendwie ganz gut gepaßt. ;-) Und weil wir unseren Urlaub perfekt geplant haben, war dann abends noch Weihnachtsfeier in The Rocks angesagt.
(Keine) Weihnachtsstimmung in Sydney
Soviel zum Urlaub, zurück in die Gegenwart. Seit gestern sind hier die Krawalle offiziell beendet. Ich hoffe, dass das Thema damit nicht auch als abgehandelt gilt - die Australier haben meiner Ansicht nach da noch massiven Diskussionbedarf. Ich war die letzte Woche zu deprimiert, um viel dazu zu schreiben, aber ich möchte das jetzt noch nachholen. Am Sonntag als wir aus dem Urlaub zurück kamen, sind in Cronulla im Süden von Sydney zwei Surf Lifesavers krankenhausreif geschlagen worden. Eine Gruppe junger Männer hatte am Strand Fußballl gespielt und dadurch andere beim Sonnenbaden gestört. Die Lifesaver baten darum, das Fußballspiel woanders abzuhalten, und daraus ist dann wohl der Streit eskaliert. Die Fußballspieler - alles Australier, aber wohl libanesischer Herkunft, waren daran garantiert genauso schuld, wie die Lifesaver - nur waren sie mehr und hatten entsprechend die Oberhand beim Prügeln. Eine ganze Woche lang wurden Emails und SMS verschickt (die dann auch jeweils in den Nachrichten im Radio, Fernsehen, Zeitungen und Internet zitiert wurden), dass man sich dann am folgenden Sonntag, 11.12.2005, in Cronulla am Strand zum Prügeln trifft, nach dem Motto: Der Strand gehört den Weißen und muß verteidigt werden, gegen Südeuropäer, die ja sowieso alle Moslems wären. Wie dumm allein die Verfasser solcher Nachrichten sind, ist das eine, aber ein paar vereinzelte Deppen gibt's immer. Dass der Inhalt dieser Nachrichten dann von allen Medien auch noch weiterverbreitet wurde: blöd. Aber dass dann am Sonntag wirklich 5000(!!!) besoffene Rassisten am Strand stehen, gegen 60 Polizisten, das hätt ich nicht gedacht. Und da sich die Gegenseite am Strand nicht hat blicken lassen, sind die dann quer durch Cronulla zur Mall und zum Bahnhof gezogen um Leute zu verprügeln. Das ging dann die ganze letzte Woche munter weiter, die Prügeleien haben sich ausgebreitet, auf andere Städte übergegriffen. Nur in unserem ach so bekannten "Problemviertel", da war's ruhig - abgesehen von den Polizeiautos, die alle 5 Minuten unten auf der Straße rumgefahren sind. Jedenfalls haben sie hier Leute mit Schwertern (!!!) festgenommen, andere, die Molotov-Cocktails im Auto hatten, und sogar welche, die mit Benzinbomben im Bus (!!!!!!!!) unterwegs waren. Um dem ganzen Herr zu werden, wurde hier der Ausnahmezustand verhängt, es durfte kein Alkohol ausgeschenkt werden (in Hotels am Strand), manche Viertel wurden von der Polizei gesperrt und jeder der rein oder raus wollte, durfte sein Auto durchsuchen lassen. Und jetzt am Wochenende wurden die Strände zwischen Wollongong (Stadt südlich von Sydney) und Newcastle (Stadt nördlich von Sydney) gesperrt. Unter anderem auch der Bondi Beach. HABEN DIE EIGENTLICH ALLE WAS AN DER WAFFEL HIER?!?!?!????!??!?!?!? Die ganzen ach so tollen Weißen, die sich gegen andere Hautfarben und Religionen "wehren" wollen, haben eigentlich Advent, sind ja ach so stolz drauf, Christen zu sein. Und auch wenn der Sommer in New South Wales sicher nicht so nachdenklich stimmt, wie der Winter in Deutschland: Weihnachten rückt näher. Und wenn sie alle drauf bestehen, dass Moslems böse sind, dann sollten sie sich doch mit ihrer eigenen Religion beschäftigen. Ich weiß, ich erwarte zuviel von vielen Mitmenschen. Aber mich regt das einfach auf! Mir ist es echt noch nie passiert, dass ich mich so geschämt habe! Rassismus funktioniert nämlich in beide Richtungen: nicht nur die, die angeblich weniger wert wären, können ihre Hautfarbe nicht ändern: ich kann das auch nicht, um mich von diesen Deppen für jeden klar sichtbar abzugrenzen. :-( Und kann mir mal bitte einer erklären, warum weltweit IMMER die Weißen sich für was besseres halten??!?!?!?! Einerseits sind die "Weißen" soooooo stolz auf ihre Hautfarbe, und dann legen sie sich hier an den Strand - den sie wohlgemerkt gegen dunkelhäutigere verteidigen wollen - um braun zu werden?!?!?!?!?!?!?!?!?!?! Was denn jetzt, weiß oder braun??? Der Premierminister von Australien sagt dann auch noch: Nein, das hat nichts mit Rassismus zu tun. Und außerdem sieht das ja auf der restlichen Welt eh niemand.
Aber darüber fang ich jetzt nicht an, mich aufzuregen, der Mann repräsentiert seine Landsleute in allem recht gut. Achja, das hat alles übrigens kaum was mit Bildung zu tun: im Juli hat ja hier ein Professor laut gesagt, dass er meint, Australien sollte den Weißen vorbehalten sein. (Es ging nicht um Australier sondern wirklich um Weiße: der gute Mann ist Kanadier.) Und er wurde bis heute NICHT gefeuert. Einen gewissen Nationalstolz (nicht zu verwechseln mit Nationalismus!!!) kann ich nachvollziehen, Australien ist ein tolles Land das eigentlich unheimlich viel zu bieten hat. Aber Rassisten, die "Waltzing Matilda" und "Advance Australia Fair" (die inoffizielle und die offizielle Nationalhymne) singen, um sich als Mob in Stimmung zu bringen, die versteh ich einfach nicht.
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