Heute ist hier Nationalfeiertag, sozusagen "Geburtstag" von Australien, weil am 26.01.1788 die ersten Schiffe der First Fleet angekommen sind.
Zur Feier des Tages war jede Menge Party in der Stadt: NRMA (hiesiger ADAC) Motorshow, BBQs, die städtischen Museen hatten freien Eintritt, der Queen's Baton wurde herumgetragen, Musikbühnen und gutgelaunte Menschen. :-D Ich hab mich dann ins Getümmel gestürzt, eigentlich wollte ich ja nur kurz ins Police and Justice Museum, aber auf dem Weg dahin hab ich gesehen, dass die Hyde Park Barracks auch auf sind. Das alte Gefängnis war doch ganz beeindruckend, gut dargestellt, wie die Zustände damals waren. Das Hauptproblem (und der Grund, warum man dann ziemlich fix die Gefangenentransporte nach Australien beendet hat) war, dass die Gefangenen eigentlich ein viel zu schönes Leben hatten. Naja, sie haben schon wenig zu lachen gehabt, denke ich, aber es ging ihnen auch nicht schlimmer, als den Nicht-Gefangenen. Ausserdem muss man sich ja auch mal überlegen, was so ein Ticket nach Australien eigentlich gekostet hätte! Was ich ganz lustig fand, ist eigentlich die Länge der Strafen: man hatte entweder 7 oder 14 Jahre, oder lebenslang - dazwischen gab's nix. Achja, eine Zeitung hab ich da auch geschenkt bekommen. :-D
Auf dem Weg zum Police & Justice Museum bin ich dann noch in der Mint hängen geblieben, die ursprünglich mal als Krankenhaus gebaut wurde. Übrigens bekannt als Rum Krankenhaus, weil der Bau privat finanziert wurde, im Gegenzug durften die Bauherren dann Rum importieren und verkaufen. War nicht so wirklich spannend, aber macht ja nix, hat nur fünf Minuten gedauert.
Danach bin ich erstmal zum Circular Quay gefahren, soviel Menschen hab ich da noch nie gesehen, nichtmal an Sylvester.
Das Police & Justice Museum ist da eh direkt, und ich bin endlich am Ziel. Superinteressant, und die Leute da waren unglaublich nett: ich wollte im Gerichtssaal ein Foto machen - möglichst ohne andere Leute drauf. Die Aufpasserin hat also die Leute kurz beschäftigt, und mir mein Foto ermöglicht. Nachher hat sie mir dann erklärt, dass die meisten Menschen den Saal überhaupt nicht zu schätzen wissen, und ihre Tochter auch gern fotografiert, und dass sie mir deswegen helfen wollte. ;-) (Allerdings hab ich heute im ganzen 465 Fotos gemacht, die muss ich erstmal aussortieren, bevor die bei Flickr hochgeladen werden.) Im Museum ist momentan eine Ausstellung aus alten Polzeifotos - in vielen Fällen ist nicht klar, von wem die Fotos eigentlich sind. Also, Namen stehen da zwar schon drauf, aber das Problem ist, dass in den 1920er und 1930er Jahren Aliase sehr in waren, und teilweise nicht alle in den Akten festgehalten sind. Ausserdem ist auch sehr überraschend, dass viele von den Verdächtigen auf den Polizeifotos freundlich schauen, lachen, und sich offensichtlich in Pose werfen: Für viele war das das einzige Mal in ihrem Leben, dass sie fotografiert werden, und offensichtlich haben sie dadurch die Scheu überwunden. Gibt glaub ich nicht viele Fotos von Menschen, die des Mordes angeklagt (und durch die Todesstrafe bedroht) sind, und auf den Polizei-Fotos lachen. Hat sich absolut gelohnt, dahin zu gehen!
Zufällig bin ich gerade wieder draußen an der Straße gewesen, als der Queen's Baton vorbeigelaufen wurde. Der Queen's Baton ist analog zur Olympischen Fackel, aber eben für die Commonwealth Games, die dieses Jahr in Melbourne stattfinden werden. Der Baton ist durch alle Länder des Commonwealth getragen worden, und muss jetzt noch ein paar Kilometer durch Australien bis zum Beginn der Spiele überstehen.
Und weil mir die Dame in den Hyde Barracks den Susannah Place so sehr ans Herz gelegt hat, bin ich dann noch in die Rocks gefahren und hab mir das auch noch angeschaut. Fand ich ja nun nicht so doll, aber egal. Auf dem Weg in die Rocks hab ich an einem Informationsstand einen Australier kennengelernt, der mal 4 Jahre in Berlin gewohnt hat (mich hat das Deutsch-Englisch-Kauderwelsch allerdings fertig gemacht. ;-) Ist ja nett, dass er mir entgegenkommen will, mit der Sprache, aber eine Sprache ist einfacher, als mit lauter Musik im Hintergrund und unglaublich vielen Leuten drumrum so ein Mischmasch verstehen zu wollen. *g*). Übrigens klarer Fall von, man muss nicht alles verstehen: Er war auch auf dem Radl unterwegs, wie ich, und hat mir erklärt, dass das in Sydney eh viel zu gefährlich wär. Hm...
Von den Rocks bin ich zur Cockle Bay in Darling Harbour gefahren, hab ein paar Künstlern zugeschaut und mich durch die Menschenmenge zum Chinese Garden of Friendship durchgeschlagen. Und weil ich da eh schon 2004 eigentlich rein wollte, und es aber bis heute nie geschafft hab - und ohnehin eine Ruhepause vor der Menschenmenge gebraucht hab, bin ich da rein gegangen. Seeeeehr klasse! Eine kleine Welt für sich selbst, mitten in Sydney. Heute natürlich nicht so ruhig, wie vielleicht an anderen Tagen, aber mir hat's wirklich gefallen, und war für mich auch eine gute Überleitung zum Chinese New Year, das ja jetzt gefeiert wird, nachdem das Sydney Festival und der Australia Day vorbei sind.